Hallen-Weltmeisterschaften Senioren in Torun (Polen) (26.03. - 01.04.2023)
Olga Köppen kennt keine Grenzen
(LANDESZEITUNG vom 4. April 2023)
VON KATHRIN BENSEMANN
Das war mit Ansage: Athletin des TSV Adendorf holt bei Hallen-Leichtathletik-WM der Senioren drei Goldmedaillen
Adendorf. Ihr großes Ziel hatte Olga Köppen vorab ganz selbstbewusst in Worte gefasst - fast wie eine Kampfansage: "Ich will Weltmeisterin werden." Und da sich die 44-Jährige prinzipielle keine Grenzen setzt, wundert es nicht, dass sie bei den Hallen-Leichtathletik-Weltmeisterschaften im polnischen Torun sogar dreifach in der W 40 zuschlug. Gold über 400 m, 800 m und mit der Mixed-Staffel über 4x200 m - dazu lief sie über 1500 zu Bronze.
Team-Gold im Cross für Dorit Stehr
Auch Dorit Stehr vom MTV Amelinghausen brachte eine Goldmedaille mit nach Hause. Sie holte sich mit Dagmar Kleinemeyer und Rita Schubert den Mannschaftssieg in der W 65 im Cross über acht Kilometer. Das Trio verwies die einzigen Mitkonkurrentinnen aus den USA deutlich auf Platz 2. Insgesamt kämpften 4100 Athletinnen und Athleten der Seniorenklassen eine Woche lang um Medaillen.
Bei dieser WM wollte auch der Kopf mit
Es waren die Weltmeisterschaften von Olga Köppen: "Ich hatte gut trainiert und eine unglaubliche Zuversicht." Beste Voraussetzungen, sich ihren großen Traum zu erfüllen. "Nach Bronze bei meiner ersten WM 2018 in Malaga und EM-Silber in Tampere wusste ich, dass ich zu den Top-Läuferinnen gehöre, jetzt war ich auch im Kopf soweit", unterstreicht Olga Köppen, die seit zwei Jahren von Andreas Kuhlen (Braunschweiger Laufclub) gecoacht wird und trotz ihrer späten Laufkarriere immer weiter über sich hinauswächst.
Zwar sind die 800 m ihre Paradedisziplin, Gold holte die vierfache Mutter zum WM-Start aber auch über 400 m. Hier legte die 200-Meter-Spezialistin Pauline Orell Sahlberg aus Schweden im Finale mächtig Tempo vor, und Olga Köppen blieb erst einmal in ihrem Windschatten, wohlwissend um die eigene Endspurt-Stärke. "So hab ich am Anfang mehr Kräfte gespart und konnte an ihr vorbeiziehen." In 59,11 Sekunden sicherte sich die Adendorferin Gold.
Auch das 800-Meter-Rennen verlief taktisch. "Wer bewahrt am längsten die Ruhe, und wann setze ich zum Überholen an?" zählt Olga Köppen Fragen auf, mit denen sich die Athletinnen während des Wettkampfes beschäftigen. Anders als mit ihrem Trainer verabredet, setzte sie viel früher zum Spurt an. "Ich wusste einfach, dass ist meine Strecke, meine Chance." Und sie liebt den Zweikampf, den sie gegen die Britin Zoe Doyle (2:17,11) in 2:16,85 für sich entschied.
Den Fokus bis ins Ziel zu halten, das predigt Olga Köppen auch ihren Teilnehmern in Laufcamps, die sie gemeinsam mit Andreas Kuhlen organisiert. In Torun vergaß sie das über 1500 Meter selbst, was ihr Silber kostete. "Ich war mir schon so sicher, dass ich Zweite bin und habe die Konzentration verloren." Das nutzte die Tunesierin Somaya Bousaid sofort aus, zog noch an ihr vorbei.
Am Ende war es der Adendorferin aber egal. Sie war über 1500 Meter vor allem scharf auf einen deutschen Rekord. Dafür allerdings war das Rennen zu langsam. 4:43 Minuten hätten es für sie werden müssen, bei 4:47,75 stoppte die Uhr. Einen Rekord lief Olga Köppen dennoch in Torun: Mit der Mixed-Staffel über 4x200 m erkämpfte sie sich nicht nur Gold, sondern auch die weltweit beste Zeit (1:37,68 Minuten) über diese Disziplin in der Altersklasse 40.
Tolle Gemeinschaft und beste Werbung für den Sport im Alter
Erst in der Nacht zu Montag ist die Athletin des TSV Adendorf wieder in der Heimat eingetroffen - und wird nicht nur wegen der Erfolge in lange in Erinnerungen schwelgen: "Es ist eine tolle Gemeinschaft unter den deutschen und internationalen Athleten, jeder wird angefeuert, und man freut sich miteinander." Dazu sei die Senioren-WM die beste Werbung für Sport im Alter: "Es ist Wahnsinn, wie fit viele selbst in den hohen Altersklassen sind. In der M 90 sind die Sieger über 200 m noch 38 Sekunden gelaufen."
Auch für Olga Köppen ist noch lange nicht Schluss. Sie will sich in diesem Jahr über 800 m für die deutsche Meisterschaft der offenen Klasse qualifizieren. "Ich kann da durchaus mithalten", versichert sie selbstbewusst. 2:09,63 - so schnell lief sie im vergangenen Sommer zum Altersklassenrekord der W 40. Und ihre Zuversicht ist schließlich grenzenlos.
Ich hatte gut trainiert und eine gute Zuversicht."
Olga Köppen
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